Leben in der Transitmoderne

Berlin, 1995 - Auszug aus "Mythos Online" von
Rainer Wilkens

"Die Taktfrequenz, unser Gefühl für das Heute verkürzt sich, die Zeit scheint zu rasen und die Zukunft immer näher zu rücken, weil sich die Welt immer schneller verändert. So schnellebig, sprunghaft und vielfältig sich die Postmoderne präsentiert, so dynamisch, diskontinuierlich und variantenreich erlebt die Wirtschaft ihre Märkte.

Aber die Verknüpfung des Glaubens an die Geschwindigkeit mit der Hoffnung auf die Erlösung durch die künstlichen Rhythmen der Nanosekundenkultur der Informationsgesellschaft ergreift die gesamte Wirtschaft. Die neue Maschine zur Verkürzung der Zeit heißt Multimedia, der neue Mythos heißt Online. "


Berlin, 2005

Der Laden befindet sich übrigens in der Nähe der "Oberbaum City", kennt die noch jemand? Man beachte die Öffnungszeiten für die 24h-Gesellschaft.

Heute im Angebot: Kaffeefahrt nach Ostrava inklusive Beerdigung für nur 888,- €.

In welcher Welt leben wir eigentlich? Ich dachte immer, die letzte Reise eines Menschen endet im Familiengrab oder zumindest auf einem Friedhof der Geburtsstadt oder in der Nähe der geliebten Personen. Denn man möchte den Verstorbenen doch nicht in völliger Fremde und Ferne wissen, oder?

Aber weit gefehlt. Der organisierte „Leichenexportmarkt“ boomt und Spitzenreiter sind Holland, Tschechien und Polen.

"Leichen auf Reisen" geht bei dem Bestattungsunternehmen
„Berolina Sarg-Discount“ (schöner Name) zum Beispiel so:

Alle Angehörigen werden in einen Bus verfrachtet, man bekommt Kaffee und Kuchen, der Verstorbene wird anonym in Ostrava (ob er da schon mal war?) oder wo auch immer, beerdigt. Ohne Namen und zur Vergessenheit verdammt, dafür aber zu einem Billig-Pauschalpreis mit dem die Angehörigen „leben“ können.

Als Dankeschön für die Inanspruchnahme der Dienstleistung bekommt jeder „Teilnehmer“ einen Vorvertrag für die Eigenbestattung zum Beispiel in Brno. Wo war das nochmal?

Wunderbar schmerzfrei – Sterben in der Transitmoderne

gelistet:

Eine Diskussion über das Aufräumen mit klassischen Raumtheorien. Die Aktualität der Auseinandersetzung von Augé und de Certeau mit dem Thema Ort und Raum im Transitzeitalter.

Der globale Raum ist eine Auseinandersetzung mit dem Prozess der Globalisierung und der verschwindenden Geschichte der Kulturen durch die Zunahme von Räumen. Die Aufnahmen vom Flughafen Frankfurt am Main liefern eine gelungene Stimmung.

Vom Ort zum Raum erklärt die Beschleunigung der Gesellschaft durch das Nutzen von öffentlichen Räumen. Sie stehen symptomatisch für eine Gesellschaft, die ihre alltäglichen Rituale immer schneller ändert, die mit einer zeitlichen Beschleunigung ihrer alltäglichen Abläufe konfrontiert ist und in zunehmendem Maße durch Individualisierung gekennzeichnet ist.

Der Unterschied zwischen Raum und Ort erklärt sich nach Michel de Certeau durch Stabilität und Konstanten (der Ort) und durch Bewegung und der „Aktion“ (der Raum).

Globale Datenströme, oder wie Guggenberger einmal schrieb, wir wohnen bald nicht mehr in Häusern und Städten, sondern in Programmsegmenten.

Ein Projekt des Bauhaus Kolleg Dessau zum Thema: "Transnationale Räume“ - die Entstehung transnationaler Öffentlichkeiten in städtischen Metropolen.

Das globale Dorf. Die Städte gleichen sich an, aus lokalen Bräuchen werden globale Trends. Wo wir auch hinkommen - wir sehen Vertrautes.